Spitzfuß und Fußheberschwäche
Der Fuß ermöglicht es dem Menschen, eine aufrechte Haltung einzunehmen und sich im Raum zu bewegen, indem er zu den Mechanismen der Gewichtsverlagerung beiträgt, wie dem Abstützen auf einem Bein und der Fortbewegung der Gliedmaßen während des Laufens, Schritt für Schritt. Nun gibt es verschiedene Fehlstellungen des Fußes, wobei einige einem Pferdefuß ähneln. Beim Menschen wird er auch als Spitzfuß oder Klumpfuß bezeichnet, da er in der Tat so aussieht, als ob man sich auf einem Huf (entspricht beim Menschen den Zehen) abstützt.
Generell unterscheidet man zwischen
- einem irreduzibel verformten Spitzfuß mit typischer Abstützung auf den Zehen, der angeboren ist oder nach Traumata oder schweren neurologischen Erkrankungen auftritt, und
- einem dynamischen Spitzfuß, bei dem sich die Haltung während des Gehens manifestiert und mit dem so genannten herabhängenden Fuß (foot drop) korreliert: Sobald er mit dem Boden in Berührung kommt, kann sich der Fuß nicht mehr dorsal beugen (d. h. nach oben heben) und fällt abrupt nach vorne, wodurch ein Abstützen unsicher und riskant wird und man leicht ins Stolpern geraten kann.
Das Gehen wird sehr schwierig, weil man seinen Fuß nicht kontrollieren kann, der scheinbar herunterhängt (baumelt), mit dem Risiko, dass Fuß und Zehen auf dem Boden schleifen. Um den Schritt zu vollenden, beugen die Betroffenen ihre Hüfte und die Knie stärker, um zu verhindern, dass die Sohle und die Zehen auf dem Boden entlangschleifen, und haben dabei ein typisch „übertriebenes“ Gangbild (Steppergang). Neben dem Defizit in der Dorsalflexion des Fußes (Fußheberschwäche) kann es auch zu einer Verminderung der Sensibilität des lateralen Beinbereichs und des Fußrückens kommen.
Ursachen
Viele Pathologien verursachen die fehlende Dorsalflexion des Fall bzw. Spitzfußes. Da die Flexionsbewegung durch das Zusammenwirken von Muskeln, Sehnen und dem Nervensystem bestimmt wird, kann eine Erkrankung die normale Funktion der Muskeln und vor allem der Nerven wesentlich überlagern.
Eine der häufigsten Ursachen ist in der Tat eine Neuropathie des Nervus peroneus communis, der am Knie und im Bein verletzt, komprimiert oder eingeklemmt sein kann. Dieser Nerv zweigt vom Ischiasnerv ab, durchquert den Oberschenkel und teilt sich im Bereich des Knies, auf Höhe des Wadenbeinkopfes in seine beiden Hauptäste, einem tieferen Ast, dem tiefen Wadenbeinnerv (Nervus peroneus profundus) und dem oberflächlicheren Wadenbeinnerv (Nervus peroneus superficialis). Der tiefe Peroneusnerv innerviert die Muskeln, die für die Dorsalflexion des Fußes und der Zehen verantwortlich sind, während der oberflächliche Nerv die Muskeln mit Reizen versorgt, welche die Eversion des Fußes (Abduktion und Auswärtsdrehung) ermöglichen und für die Empfindlichkeit verantwortlich sind, die auf der Höhe der lateralen und distalen Oberfläche des Beins und des Fußrückens wahrgenommen wird. Dies erklärt die enge Korrelation mit den beim Stepper- oder Storchengang typischen Defiziten.
Es kann vorkommen, dass der Nervus peroneus in Höhe des Wadenbeinkopfes komprimiert wird, z. B. nach längerem Übereinanderschlagen der Beine oder nach langer Immobilisierung mit Gipsverbänden. Eine Kompression kann auch bei Personen auftreten, die abgemagert, bettlägerig oder über längere Zeit unbeweglich sind (z. B. während einer langen Narkose). Bestimmte direkte Verletzungen des Knies oder Frakturen des Schien- und Wadenbeins können ebenfalls zu einer Schädigung dieses Nervs führen, ebenso wie raumforderndes Gewebe in der Kniekehle (hinterer Bereich des Knies): Hämatome, Lipome, Tumore, Zysten können den Nerv komprimieren, wodurch der Fuß schlaff wird. Weitere Ursachen für eine Neuropathie des gemeinsamen Wadenbeinnerv sind ischämische Neuropathien und das Einklemmen des langen Wadenbeinmuskels (Musculus fibularis longus).
Eine andere, wenn auch weniger häufige Ursache der Fußheberschwäche betrifft nicht das Knie, sondern den Rücken und wird durch eine Kompression des Rückenmarks in Höhe von L4-L5, wie bei einem Bandscheibenvorfall, hervorgerufen. Typischerweise kommt es neben Schmerzen im Lendenbereich (Ischiasnerv) häufig zu einer verminderten Sensibilität seitlich am Bein und am Fußrücken. In einigen Fällen kann die anhaltende und massive Kompression des Rückenmarks zu einem herabhängenden Fuß mit dem klassischen Steppergang und Schwierigkeiten beim Ausführen von Schritten führen.
Auch Neuropathien des Ischiasnervs können einen Spitzfuß verursachen: Hüftluxationen, Folgeerscheinungen von Prothesen, Kompression durch längeren Dekubitus sowie Injektionen von Medikamenten in das Gesäß oder auch Wunden und Prellungen können den Ischiasnerv schädigen und zu einem herabhängenden Fuß führen.
Schließlich kann eine Fußheberschwäche bei Pathologien auftreten, welche die Region des Sakralplexus beeinträchtigen (raumfordernde Massen, lang anhaltende Wehen), bei Erkrankungen der Muskeln (Myopathien) oder der Motoneuronen wie der amyotrophen Lateralsklerose (ALS).
Symptome
Die Symptome lassen sich auf verschiedene Pathologien zurückführen, die ein herabhängenden Fuß verursachen können und auf der Ebene des Fußes und Knöchels oder auch auf einer höheren Ebene, im Knie oder im Lendenwirbelbereich der Wirbelsäule zu finden sind.
Das Hauptsymptom bei einem Spitzfuß ist sicherlich die Schwierigkeit beim Gehen, wobei der betroffene Fuß während der Schwungphase des Gehens übermäßig vom Boden abgehoben wird. Zusätzlich zu dem Gefühl, den Fuß und/oder die Zehen nicht hochziehen zu können (fehlende Dorsalflexion), kann es zu einem Kribbeln, Taubheitsgefühl und Sensibilitätsdefizit am antero-lateralen Teil des Beins und am Fußrücken kommen. Der Schmerz kann mehr oder weniger präsent sein und in verschiedenen Körperregionen lokalisiert werden:
- Schmerzen im Lendenbereich und am Gesäß folgen dem Verlauf des Ischiasnervs bis zum Fuß. Sie sind typisch für die Kompression des Rückenmarks auf der Höhe der Lendenwirbelsäule,
- Schmerzen und Sensibilitätsdefizite auf Kniehöhe deuten auf Neuropathien des Nervus peroneus communis, z. B. als Folge eines Traumas oder des Vorhandenseins einer raumfordernden Masse.
Andere zugrundeliegende Pathologien, die zu einer Nervenkompression führen, verursachen im Allgemeinen keine Schmerzen, sondern nur eine Schwäche bei den Fußbewegungen beim Gehen.
Diagnose
Die körperliche Untersuchung am Fuß und die Überprüfung des Gangbildes ermöglichen es, die Hüfte und das Knie zu identifizieren, die stärker gebeugt werden, um ein Schleifen des Fußes zu verhindern, wenn er abrupt auf den Boden gesetzt wird.
Instrumentelle Untersuchungen ermöglichen es, die zugrundeliegenden Pathologien zu identifizieren und eine differenzielle Diagnose zu den unterschiedlichen Ursachen zu stellen. Die Radiographie kann Frakturen und andere Knochenveränderungen aufzeigen, während Ultraschall und Magnetresonanztomographie erlauben, die Gesundheit der umgebenden Weichteile zu untersuchen – insbesondere die lumbosakrale Resonanztomographie sucht nach Pathologien, welche die Wirbelsäule und das Rückenmark betreffen.
Schließlich repräsentieren die Elektromyographie und Elektroneurographie wichtige Tests für die differenzielle Diagnose, da sie die elektrische Aktivität der Muskeln und peripheren Nerven messen und so eventuelle Signalveränderungen erkennen und eine neuropathische Beteiligung bei lumbalen Radikulopathien, bei Nervenkompressionssyndromen, bei peripheren Neuropathien sowie bei Muskelerkrankungen (Myopathien, Myasthenie) und neurodegenerativen Erkrankungen (ALS) bestätigen können.
Behandlung
Das Ausmaß der Verletzung, die zugrundeliegenden Ursachen und das Vorhandensein bestimmter neurologischer Anzeichen werden berücksichtigt, um die am besten geeignete Behandlung bei einem Spitzfuß festzulegen.
Im Falle einer Fußheberschwäche kann die konservative Behandlung die Korrektur bestimmter Ursachen (z. B. Kompression durch gekreuzte Beine) und die aktive und passive Rehabilitation der Fuß- und Beinmuskulatur umfassen, um die Dorsalflexion des Fußes wiederherzustellen. Auch Elektrostimulation, Kinesiotape und Haltungsschulung, insofern dies möglich ist, können den Heilungsprozess des herabhängenden Fußes unterstützen.
Die Verwendung einer Bein-Fuß-Orthese wie der Peroneusorthese carbonafoventral, afolight oder afoextrastrong bei herabhängendem Fuß hilft beim Ausführen der Schritte, ermöglicht eine Korrektur der Körperhaltung und verringert das Risiko zu stolpern oder zu stürzen.
Bei Lähmungen des Peroneusnervs oder schweren Rückenmarksverletzungen sowie in Fällen, in denen eine stärkere Unterstützung des Fußes erforderlich ist, kann eine dynamische Carbonfaser-Fußorthese indiziert sein.
Schließlich muss in einigen Fällen die Behandlung der zugrundeliegenden Pathologie chirurgisch erfolgen, zum Beispiel bei größeren Läsionen oder Kompressionen des Rückenmarks oder der beteiligten Nerven.